Ausbildungsschwerpunkte:
Auf den grundlegenden Erfahrungen des 8. Kyu soll weiter aufgebaut werden. Fallen rückwärts aus dem Stand und nach einem Wurf seitwärts Landen soll intensiviert und durch die Judorolle ergänzt werden. Kontrolliertes Werfen nach vorne und nach hinten soll ergänzt und beidseitig intensiviert werden; die Wurfideen „ausheben“, „sicheln“ und „rotieren lassen“ sollen beispielhaft so eingeführt werden, dass die „Wurfidee“ klar wird. Die Würfe sollen weiterhin überwiegend auf Ukes Aktion hin ausgeführt werden („Situationen nutzen“).
Die Prüflinge sollten folgende Begriffe kennen:
11. Ai-yotsu = Gleicher Griff: rechts gegen rechts; links gegen links
12. O-uchi-gari = Große Innensichel
13. Seoi-otoshi = Schultersturz
14. Kesa-gatame = Schärpen Haltegriff
15. Yoko-shiho-gatame = Seitvierer; Vier-Punkte-Haltegriff von der Seite
16. Tate-shiho-gatame = Reitvierer; auf dem Partner „reiten“ und halten
17. Kami-shiho-gatame = Kopfvierer; Haltegriff vom Kopf her
18. Mae-mawari ukemi = Judorolle vorwärts (mit Liegenbleiben oder aufstehen)
19. Otoshi = stürzen
20. Gari = sicheln
Anmerkungen zu den Prüfungsfächern
1. Falltechnik
Die Judorolle (Mae-mawari-ukemi) fällt nicht jedem gleichermaßen leicht. Daher kann sie mit Liegenbleiben in der korrekten Endposition oder mit Aufstehen gezeigt werden. Beides soll nur in der Grobform verlangt werden.
2. Grundform der Wurftechnik
Auf dieser Stufe sollte unbedingt der Wurf von O-goshi/Uki-goshi geübt werden, der zum 8. Kyu nicht geübt wurde. Beide Würfe sollten klar unterschieden werden.
Unter Seoi-otoshi verstehen wir eine mit breitem Stand ausgeführte Form des Ippon-seoi-nage. Dabei soll Tori mit der Zughand über Ukes Arm am Kragen greifen. So kann die Kraft leichter übertragen und enger Körperkontakt aufgebaut werden.
3. Grundform der Bodentechnik
Da die Haltegriffe prinzipiell beidseitig geübt werden, versteht es sich von selbst, dass dies auch für die Befreiungen gilt, auch wenn dies nicht unbedingt bei der Prüfung gezeigt werden muss.
4. Anwendungsaufgabe Stand
Für Würfe nach vorne bietet sich eine günstige Wurfgelegenheit, wenn sich das Lot von Ukes Körperschwerpunkt vor dessen Füssen befindet. Würfe nach hinten (z.B. O-uchi-gari) können gut angewendet werden, wenn Ukes Körperschwerpunkt (Hüfte/Gesäß) im Lot hinter Ukes Füssen ist.
Der Druck/Zug soll so stark erfolgen, dass Tori die Würfe technisch sauber ausführen kann.
5. Anwendungsaufgabe am Boden
Bei Befreiungen muss sich Uke so verhalten, dass Tori sich befreien kann.
Die Kunst bei allen Aufgaben am Boden besteht darin, den Widerstand so zu dosieren, dass Tori mit Anstrengung die gestellte Aufgabe lösen kann.
Wir unterscheiden: hohe Bank (auf Händen und Unterschenkeln), mittlere Bank (Unterarme, Unterschenkel, „Luft“ unter dem Bauch), niedrige Bank ( ganz eng zusammengekauert), Bauchlage (flach gestreckt auf dem Bauch)
6. Randori
Es sollten ca. 4-6 kurze Randori durchgeführt werden. Dazu sind im Training allerdings höhere Umfänge notwendig, d.h. mehrere Randori mit längeren Übungszeiten Im Randori werden immer beide Partner gleichzeitig und gemeinsam bewertet.
Die beim Randori übenden Judoka sollen:
- das Bodenrandori jeweils durch eine korrekte Wurftechnik einleiten.
- nicht mit Uke gemeinsam zu Boden gehen, sondern erst Hilfe beim Fallen geben und dann den Haltegriff ansetzen; danach beginnt ein Randori von ca. 30 Sekunden Dauer; dann Rollenwechsel.
- nicht nur die Rolle von Tori demonstrieren, sondern auch ein guter (d.h. kooperierender/ kämpfender) Uke sein.
- sich nicht schablonenhaft, genormt, gelernt oder abgesprochen bewegen, sondern deutlich die Aufgaben von Tori (der versucht ernsthaft zu halten) und Uke (der versucht sich ernsthaft zu befreien bzw. nicht gehalten zu werden) bei der Anwendung von Bodentechniken herausstellen.